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Rudolf Steiner: Das musikalische Halleluiah

Das Musikalische ist befähigt, den Christus-Impuls in Tönen, in gestalteten Tönen, in durchseelten, in durchgeistigten Tönen einmal vor die Welt hinzustellen. Lässt sich die Musik inspirieren von anthroposophischer Geisteswissenschaft, wird sie die Wege dazu finden, denn sie wird rein künstlerisch, artistisch, gefühlsmässig enträtseln, wie in Tönen symphonisch belebt werden kann dasjenige, was im Kosmisch-Tellurischen als der Christus-Impuls lebt.

Man braucht dazu nur in einer innerlich bis ins Mystische in der Empfindung gehenden Vertiefung des musikalischen Erlebens das Terzengebiet in Dur vertiefen zu können. Erlebt man dies als etwas, was musikalisch ganz im Inneren des Menschen beschlossen ist, und empfindet man dann das Quintengebiet in Dur, empfindet man das Quintengebiet als dasjenige, was etwas Umhüllendes hat, was etwas davon hat, dass, wenn der Mensch in die Quintengestaltung hineinwächst, er bis an die Grenze des Menschlichen und Kosmischen gelangt, wo das Kosmische in das Menschliche hereintönt, das Menschliche in das Kosmische hinaus sich sehnt, ja hinaussehnend stürmt, dann kann man gerade im Musikalischen durch das Mysterium, das zwischen dem Terzen- und Quintengebiete in Dur sich abspielt etwas erleben von dem, was als Innermenschliches in das Kosmische hinaus will. Und gelangt man dann dazu, zuerst auftönen zu lassen in den Septimendissonanzen das Leben im Kosmos, wo die Septimendissonanzen sprechen als dasjenige, was der Mensch im Kosmos empfindend erleben kann, wenn er sich auf dem Wege befindet in die verschiedenen Geistesregionen hinaus, und gelangt man dazu, die Septimendissonanzen verschweben zu lassen so, dass sie gerade durch ihr Verschweben etwas Bestimmtes annehmen, dann bekommen die Septimendissonanzen zuletzt im Verschweben etwas, was sich wie ein musikalisches Firmament dem musikalischen Erleben darstellt.

Und findet man dann, indem man vorher schon angedeutet hat in intimen Zügen ein Moll-Erleben in dem Dur-Erleben, findet man dann in diesem Verschweben der Septimendissonanzen, in diesem Sich-Gestalten der Septimendissonanzen zu einer Totalität, die in ihrer Totalität fast harmonisch wird, fast konsonierend wird, weil sie verschwebt, findet man darinnen die Möglichkeit, in intensivem Moll herauszubekommen§ aus der Septimendissonanz, aus dem fast Harmonischen des Verschwebens der Septimendissonanzen, findet man zurück den Weg ins Quintengebiet in Moll und von da das Durchsetzen des Quintengebietes mit dem Moll-Terzengebiet, dann hat man auf diesem Wege erzeugt das Erleben, das musikalische Erleben der Inkarnation, und zwar gerade der Inkarnation Christi.

Denn man wird finden können in diesem Sich-hinaus-Fühlen in das dem kosmischen Empfinden gegenüber nur scheinbar dissonierende Septimengebiet, das man zu einem Firmament gestaltet, indem man die Oktave wie dahinterstehend, aber nur annähernd dahinterstehend hat, hat man dieses im Erfühlen ergriffen, kehrt man dann in der angedeuteten Weise zurück und findet, wie in der Keimgestalt der Terzenkonsonanzen in Moll die Möglichkeit liegt, wie etwas Musikalisches die Inkarnation darzustellen, dann darf, wenn wiederum zurückgegangen wird zum Dur auf diesem Gebiete, da das «Halleluja» des Christus aus dieser musikalischen Gestaltung herausklingen, rein musikalisch, rein aus der Gestaltung der Töne heraus. Dann wird der Mensch innerhalb der Gestaltung der Töne herauszaubern in dieser Formung der Töne ein unmittelbar Übersinnliches, es für das musikalische Empfinden hinstellen.

Der Christus-Impuls kann im Musikalischen gefunden werden.

Rudolf Steiner, Das Initiaten-Bewusstsein, 11. Vortrag am 22. August 1924 in Torquay